Mittwoch, 26. September 2012

Me against the "Bergziegen"

Und da war er wieder, der Höhenmeter, das läuferische Böse, meine Hassliebe, Vernichter meiner Beine, Wohltäter meiner Form... Und nicht nur einer. Gar hunderte lagen in Form des Trail Maniak 2012 zwischen mir und meinem Ziel im Klagenfurter Strandbad. Diese Location ist mir immer noch in guter Erinnerung vom Ironman im Juli. Befindet sich das Ziel doch an der gleichen Stelle. Das war es aber auch schon mit den Gemeinsamkeiten.

Geht es beim Ironman darum, seinen Rhythmus zu finden und sich dann mit solider Grundlagenausdauer möglichst ökonomisch durch den Tag zu bringen ist so ein Trail Run das genaue Gegenteil. Wechselnde Untergründe, null Möglichkeit für Rhythmus, Zwischensprints, bergauf, bergab, springen, taumeln - eben alles, nur nicht gleichmäßig.

Die äußeren Bedingungen für den Lauf waren perfekt. Temperaturen um die 15°C, Sonne, trocken - eben vom feinsten. Auch die Startlocation war mit dem Seeufer vom Wörthersee in Maria Wörth perfekt gewählt. Und auch die Streckenführung hätte würdiger nicht sein können. Direkt vom Start weck gings gleich mal 150 Höhenmeter steilst bergauf. Und ich muss natürlich (trotz Kenntnis des Streckenprofils) den Kardinalfehler schlecht hin machen. "Verbrennt euch nicht schon auf den ersten Metern nach dem Start" sage ich meinen Schützlingen beim Lauftreff immer wieder. Und was mach ich? Zieh den ersten Anstieg hoch als ob es kein Morgen gibt. Warum? Weils halt doch geil ist! Oben angekommen ging es gleich wieder ähnlich steil auf der anderen Seite runter nach Reifnitz (kennt man vom GTI-Treffen), vorbei am GTI Wahrzeichen und ab in den nächsten Anstieg. Lt. Streckenprofil gings jetzt eigentlich nur mehr bergauf bis auf ein Plateau oben am Berg. Nach den ersten Metern im zweiten Anstieg hab ich schon gemerkt, dass die Vollgasaction zu Beginn des Rennens nicht die allerbeste Idee war. Nachjammern gilt nicht. Also hab ich versucht so ökonomisch wie möglich den zweiten Anstieg hoch zu kommen. Dass mich auf dem zweiten Anstieg reihenweise "drahtige Bergziegen" überholten die sich ihre Kräfte besser eingeteilt haben als ich, muss ich nicht extra erwähnen. Ein weiterer Vorteil von "beeing Ultralight". Aber wir sind immer noch erst bei Kilometer 6. Noch war Zeit für die Aufholjagd. Der Plan: oben am Plateu ankommen, Puls runterbringen, Rhythmus finden, angasen, aufholen, überholen! Geile Idee. Hat auch fast (!!) funktioniert. Nach vielen, vielen Höhenmetern kam dann endlich das ersehnte Hochplateau. Auf das Puls runterbringen hab ich gleich mal verzichtet und dafür die Flucht nach vorne gesucht. Und dass es mit dem Rhythmus auch nix wird, hab ich in Anbetracht der verwurzelten Waldwege auch einsehen müssen. Nachdem ich lange Zeit im läuferischen Niemandsland (vor mir die Bergziegen, hinter mir die Radiergummis und ich mitten drin) unterwegs war, hat die Aufholjagd erste Früchte gezeigt. Vorne zwischen den Bäumen kamen die ersten Bergziegen in Sicht. Weiter angasen. Immer näher hab ich mich an eine Truppe herangesaugt. Bei der letzten Verpflegungsstation hatte ich die Jungs dann endlich eingeholt. Außer Atem frag ich die Helfer noch ob das der höchste Punkt ist und ob noch weitere Höhenmeter kommen. "Nein, nein. Das ist der höchste Punkt. Es geht nur noch runter nach Klagenfurt" bekam ich zur Antwort. Also dran bleiben und wenn möglich überholen. Hab dann immer mehr Leute überholt und wie im Rausch sind Wurzeln, Steine, Bachläufe unter mir durchgeflogen. Doch auf jedes High folgt ein Tief. Dies kam in Form von weiteren Höhenmetern. Wenn man voll auf Downhill eingestellt ist, kommt jede Rampe wie ein Schlag. Insgesamt ging der Weg zwar runter Richtung Klagenfurt, aber eins konnte man sich sicher sein: wenn es zu einer Weggabelung kam und ein Weg nach unten und ein anderer nach oben führt, ging es wieder nach oben. Und wenn du denkst, es gibt nix mehr, kommt von irgendwo die nächste Steigung her! Damn it war das hart. Lachenderweise haben mich in diesen Steigungen wieder ein paar der Bergziegen überholt. Zwischenzeitlich war ich der Meinung, ich gehe ein wie eine Primel.
Und ich sag euch, wenn die Beine leer sind, ist auch abwärtslaufen richtig hart... Aber irgendwann hab auch ich die Sonne vom Wörthersee wieder gesehen - und damit auch das verdiente Finish.

Für einen Moppel-Tria bin ich mit meiner Vorstellung am Wörthersee schwer zufrieden. 1:40h für 15km ist zwar nicht die Zeit eines Wunderwuzzis, aber in Anbetracht meines Trainingsstandes, der vielen Höhenmeter, des wechselnden Untergrundes und meiner extrem falsch gewählten Renntaktik ein respektables Ergebnis. Und vor allem war dieser Lauf mal eine wundervolle Abwechslung vom Straßenlaufalltag.

Break the habits! Run free!
Schmott